Die
Ortschaft Schalding „scalturum" wurde urkundlich erstmals im
11. Jahrhundert erwähnt. Eine „Schalte" war ein Stockruder, so
bedeutet der Ortsname Schaltern „bei den Stockruderern". Tüchtige
Lotsen waren vor der Erbauung des Kraftwerkes Kachlet auch
nötig, da die Donau zwischen Vilshofen und Passau von vielen
gefährlichen Felsenklippen „G'hachlet" (durchkämmt) wurde.
Schon im Nibelungenlied wird eine Schalte erwähnt, mit der
einst Siegfried hantierte.
Schalding
links der Donau hieß, zur Unterscheidung vom gegenüberliegenden
Ort, Enterschalding. Wenngleich die -ing-Endung im
Ortsnamen zu finden ist, geht dies auf eine Angleichung an die
alten -ing Orte zurück, Schalding gilt als klassisches Beispiel für
unechte -ing Orte.
Im
Jahre 1207 kaufte der Bischof von Passau von den Andechser
Grafen die Grafschaft Windberg, die im Gebiet zwischen Donau und Ilz
lag, damit wurde der Fürstbischof weltlicher Herr, dies blieb bis 1803
so. Von da an teilte das Kurfürstentum Bayern das Gebiet bis zur Gaißa
dem Landgericht Vilshofen zu. Bei der
Neubildung der Steuerdistrikte wurde Schalding 1818 der Gemeinde
Gaishofen zugeordnet, doch schon 1821 wurde diese Gemeinde
aufgelöst und Schalding der neuformierten Gemeinde
Kirchberg vorm Wald zugeteilt. Bis zur Gebietsreform 1972 gehörte
Schalding zum Landkreis Vilshofen, seit dieser Zeit ist die
Ortschaft in die kreisfreie Stadt Passau eingemeindet. Kirchlicherseits
war das linke Donauufer von Schalding bis Hacklberg
der Pfarrei Heining, die rechts der Donau liegt, zugeordnet.
Heining war einst eine der volkreichsten und ausgedehntesten
Pfarreien der Diözese Passau. Für die Schaldinger war es oft
schwierig der Sonntagspflicht nachzukommen, besonders wenn
Hochwasser war oder wenn es im Winter Eisgang auf der Donau gab. Oft
mussten aus diesen Gründen die Toten über Passau zum Friedhof nach
Heining gebracht werden. Ein weiterer
Gesichtspunkt in Schalding links der Donau eine eigene Seelsorgestelle
zu gründen war der enorme Zuzug in die Pfarrei Heining. So verdoppelte
sich die Zahl der Pfarrangehörigen in den
siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Mit dem Anwachsen
der Bevölkerung vermehrte sich auch die Zahl der Schulkinder.
Der Schulhausneubau von Schalding (Ende der 60er Jahre
des
19. Jh.) wurde um 1890 zu klein, so dass eine Erweiterung anstand.
Den Religionsunterricht in Heining erteilte der Pfarrer, den
Unterricht in den Schulen Schalding, Wörth und Neustift der Kooperator
mit wöchentlich zehn Stunden. Die Entlastung der Seelsorger
Heinings war unumgänglich, andererseits
wollte man den Pfarrangehörigen des linken Donauufers
entgegenkommen. Schalding erwies sich dabei als der günstigste
Ort, da hier schon die Schule mit 2 Abteilungen bestand. Einen
ersten Anlauf für eine eigene Seelsorgestelle in Schalding
gab es im Jahre 1891. Dazu wurde ein Gesuch an das Königliche
Bezirksamt eingereicht. Die Verwirklichung dieses Plans ging
Ende der neunziger Jahre vehement voran. Mit Kooperator Joseph
Pöltl taucht ein Name auf, der die Pfarrgeschichte und den dazu gehörigen
Kirchenneubau sowie die bis heute ungewöhnliche,
reichhaltige Ausstattung der Kirche prägen sollte. Im Landtag
(1903/1904) wurde für die Errichtung einer Expositur in
Schalding ein Dotationsbeitrag von 960 Mark bewilligt. Als ersten
Seelsorger wies das Bischöfliche Ordinariat Passau am 25.
August 1904 den bisherigen Kooperator von Heining, Joseph Pöltl, an. Ab
1. September fanden mit dem Einzug des Expositus nun regelmäßig Gottesdienste in Schalding statt. Das königliche Ministerium
für Kirchen- und Schulangelegenheiten erlaubte (Antrag
vom 1. Dezember 1905) mit Genehmigung des Bischöflichen
Ordinariats Passau die Umpfarrung der Ortschaften und Einzelanwesen
Buch, Gablöd, Kronreut, Niedernhart, Streicherberg, Vollerding aus der Pfarrei Tiefenbach in die Pfarrei Heining. In
einer weiteren Regierungsentschließung vom 9. Dezember 1905
konnte mit dem Einverständnis des Bischöflichen Ordinariats unter Berücksichtigung der Formationsverordnung vom 17.
Dezember 1825 die Expositur Schalding mit Sitz in Schalding
festgelegt werden. Folgende Dörfer, Weiler und Einöden bildeten
sie: Brauchsdorf, Buch, Gablöd, Irring, Kronreut, Lengfelden,
Minihof, Niedernhart, Schalding, Streicherberg, Vollerding,
Weberreut, alle aus der Gemeinde Kirchberg, sowie Gaißa,
Hellersberg, Ries, Walding, Zieglstadl aus der Gemeinde Hacklberg.
Die Zahl der Seelen wird mit 615 angegeben. Am 26. Februar 1905 wurde
die erste Kirchenverwaltungswahl vorgenommen.
Die
neugeschaffene Kirchengemeinde wurde
religiös mit einer Mission eingestimmt,
die in der Zeit vom 24. September bis 1. Oktober 1905 drei
Altöttinger Kapuziner abhielten. Ein weiteres erfreuliches Ereignis
kam 1913. In diesem Jahr wurde die Expositur Schalding von
der Mutterpfarrei Heining abgetrennt und zur selbständigen Pfarrei
erhoben. Der große Wegbereiter und unermüdliche Arbeiter
Joseph Pöltl konnte das nur mehr aus der Ferne miterleben, war er doch ein Jahr zuvor nach Taubenbach gegangen um dort die
Pfarrerstelle anzunehmen. Bis heute ist sein Wirken unvergessen,
das Familiengrabmal am Friedhof sowie eine nach ihm benannte
Straße erinnern noch an ihn.
Die
Ortsnamen der Pfarrei:
Berghof, Brauchsdorf, Buch, Gablöd, Gaishofen Gaißa,
Hellersberg, Irring, Kiesling, Kronreuth, Lengfelden, Niedernhart,
Schellköpfing, Streicherberg, Vollerding, Walding, Weberreut, Zieglstadl.
Die
Pfarrkirche St. Salvator
Der
Bau einer eigenen Kirche erwies sich für Schalding anfänglich
als sehr schwierig. Kooperator Joseph Pöltl gründete zunächst einen
Kirchenbauverein um die notwendigen finanziellen Mittel
zu sichern. Nachdem die Mittel aber spärlich flossen, entschied
man sich für einen Ausweg. Statt eines Kirchenbaus wurde
um die Erlaubnis für den Bau einer Privatkapelle ersucht. 1899
wurde unter der Voraussetzung, dass in absehbarer Zeit eine
Verlängerung der Kapelle nach Westen durch den Anbau eines
Kirchenschiffes erfolge, die Baugenehmigung erteilt. Der
Bauplatz für die Kirche,
den Friedhof, die Wohnung des Seelsorgers und der Garten wurde kostenlos
zur Verfügung gestellt. Mit der Planung wurde Josef Elsner, ein
bekannter Münchner Architekt,
beauftragt. Im Frühjahr 1900 begann man mit dem Ziegel schlagen,
am 28. Mai war Spatenstich und die Maurerarbeiten wurden
aufgenommen. Am 1. Juli fand die Grundsteinlegung statt.
Die feierliche Weihe vollzog Pfarrer Henneberger (Heining) am
5. Dezember 1900. Die neue Kapelle wurde unter das Patrizinium
„St. Salvator", das bedeutet Retter, Heiland, Erlöser, gestellt.
Gut 200 Personen fanden Platz, wenn ein- bis zweimal
in der Woche ein Gottesdienst
stattfand. Mit der Fertigstellung der Kapelle
war ein erstes Ziel erreicht worden, nun ging es um den Weiterbau, der
im Frühjahr 1903 wieder vorangetrieben wurde. Als
im Mai die Arbeiten in vollem Gange waren und die Mauern schon
eine Höhe von 2m aufwiesen, kam es zur Einstellung des Baus, da
Kooperator Pöltl eigenmächtig mit dem Kirchenbau begonnen
hatte. Kirchenbauten musste damals der Landesherr genehmigen.
Mit Unterstützung von Domkapitular Dr. Franz S. Pichler,
der Landtagsabgeordneter der Zentrumspartei war, konnte
die Genehmigung zum Weiterbau erreicht werden. Am 5. Juni 1903
unterzeichnete Seine Königliche Hoheit Prinz Luitpold die Baupläne
höchstpersönlich. Im Baujahr 1904 konnte die Kanzel nach den Plänen
des Architekten Elsner angefertigt werden. Da der
Bau im April soweit abgeschlossen war, nahm Pfarrer Henneberger
die Benediktion vor. Im Oktober desselben Jahres wurden
das Kirchengestühl, zwei Beichtstühle, die Kommunionbank, der
Taufstein, ein großes Kreuz und verschiedene kleinere Gegenstände
angeschafft. Der Hochaltar, den ebenfalls Architekt Elsner
entwarf, wurde 1907 gefertigt. Am 11.
November 1907 weihte der Bischof von Passau
im Dom vier Glocken, die dann nach Schalding
kamen. Der Kreuzweg kam 1908 in
die Kirche. Am 22. August 1908 herrschte große
Freude in der Kirchengemeinde und bei
Joseph Pöltl: an diesem Tag konnte Sigismund Felix Freiherr von
Ow-Felldorf, Bischof von
Passau, die feierliche Weihe vornehmen.
Bereits am Tag zuvor war er nach Schalding gekommen und bei Minihof empfangen
worden. Der Weihetag begann mit einer Frühmesse um 4 Uhr morgens, die er
in einer provisorischen Kapelle im Schulhaus
abhielt. Der Beginn der eigentlichen Feier
wurde auf 7 Uhr mit dem Abbeten der Bußpsalmen festgelegt, es
folgte die Weihe
der Kirche von Außen und Innen. Die feierliche
Reliquienprozession fand um 9 Uhr statt.
Der Altarweihe schloss sich eine Pontifikalmesse an, an der
sich über 30 Geistliche und Theologen beteiligten. In der Reihe der
weltlichen Behörden war neben den örtlichen Honoratioren
auch
der Bezirksamtmann von Vilshofen. In seinem Bericht
über die Einweihungsfeier vermerkte Pöltl den persönlichen
Wunsch, dass diese Kirche auf absehbare Zeit von einer Expositurkirche
zur Pfarrkirche werden möge. Die gehaltvolle Innenausstattung
stammte zum großen Teil aus dem Privatbesitz Joseph
Pöltls, der dafür auch vom Ordinariat großes Lob erhielt. In
einem Brief, den er am 21. Mai 1911 an das Ordinariat sandte, schrieb
er:
„Der
gehorsamst Unterzeichnete hat im Laufe der Zeit mit nicht unbedeutenden
Opfern eine kleine Sammlung
alter Statuen zusammengebracht.
Da die hiesige Kirche keine Seitenaltäre hatte,
auch sonst ganz leer war,
Mittel zu Anschaffungen
nicht in Aussicht standen,
andererseits in der Erwägung, dass solche alte Bilder interessanter
sind als neue, kam er auf den Gedanken
diese alten Skulpturen zu verwenden,
wenigstens leihweise. Da das
bloße Hineinstellen oder hängen
sich nicht gut gemacht hätte,
die kleineren Bilder zudem leicht
hätten mitgenommen werden können, ließ ich für
die Seitenaltäre einen
Aufbau machen, für andere
Umrahmungen. Die Kosten betrugen
gegen 2.500 Mark, die
Unterzeichneter selbst bestritt,
um sich das Eigentumsrecht auf
das Ganze wahren zu können.
In der Kirche sind jetzt 18
Stücke, drei weitere sind
gerade in Arbeit und folgen
in Bälde, desgleichen ein
32., ein Relief in der Art des
Math. Kreniß, das im
Gutachten übersehen ist. Einige noch im Expositurhaus vorhandene
wären zu verwenden als
Grabdenkmäler, in der Sakristei,
auch vielleicht noch in der
Kirche und auf den Gängen
des Expositurhauses. Nach und
nach mag das vielleicht noch geschehen.
"
Die
Ersatzorgel konnte Orgelbaumeister Hechenberger 1913 durch eine
neue ersetzen. Die Maße der Kirche sind: Länge: 40m, Breite 16m,
Höhe ca. 15m, der Turm hat eine Höhe von 40m.
Er
beherbergt vier Glocken:
Glocke
I: Gewicht 796 kg Durchmesser 115 cm Ton fl gegossen 1951
Fa. Perner St. Salvator,
Glocke II: Gewicht 557 kg Durchmesser
102 cm Ton gl gegossen 1953 Fa. Perner St.
Maria, Glocke
III: Gewicht 325 kg Durchmesser 87 cm Ton bi gegossen 1953 Fa. Perner St.
Konrad, Glocke IV: Gewicht
250 kg Durchmesser 73 cm Ton c2 gegossen 1953 Fa. Perner, Sterbeglocke
(verm. St. Josef, Patron der
Sterbenden).
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